2024 Balkan+

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vom 26.5. – 25.6.2024 sind 4.804km zusammen gekommen

„sie haben das ziel erreicht!“

es kam alles anders als gedacht. in der türkei waren die temparaturen anfang juni an der küste schon bei 38° und das heißt für östlicher gelegene gegenden unter 1.000m gerne mal 45° und darüber. weiterhin sind die übernachtungspreise durch energiekosten und steuern tatsächlich um das mehrfache gestiegen (ab 60-130€/nacht als minimum), so das ein längerer aufenthalt unrealistisch wurde, zudem ich schon viele ecken des landes bereist habe und nur die großartige landschaft mich nochmals reizte. dann kamen noch fahrtechnische probleme mit dem vorderradreifen heidenau k60 scout hinzu, die feinfühliges langsames fahren deutlich einschränkte und meine aufmerksamkeit raubte.
das alles und noch ein ständiges problemrauschen aus der heimat, hat mich dazu bewogen gleich nach norden abzudrehen und somit die reise zu verkürzen. die fähren für die rückfahrt konnte ich zum glück stornieren.
ohne große ziele, ging es über lieblingsorten in den regionen jetzt zurück.
es war eine neue variante des reisens, wenn auch sehr unspektakulär und das gefühl einer „hausrunde“ oder „einmal um den block“ beschreibt es am besten. es war keine verschenkte zeit, da vieles sehr vertraut und doch so anders als im alltag ist, aber auch keine neuen entdeckungen stattfanden.

„Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“
Hans-Magnus Enzensberger

meine gedanken kreisen seit geraumer zeit immer wieder um die frage „was ist reisen“. warum viele menschen „urlaub“ machen läßt sich recht simpel erklären. was aber beschreibt den tatsächlichen vorgang des dahseins in der temporär selbstgewählten ferne?
die diesjährige fahrt wirft neben ihrer „ziellosigkeit“ (ich komme aus politischen gründen nicht weiter nach osten) und damit einhergehend „hausrunden“-charakter, neue fragen auf. die mehrtägigen aufenthalte in mir gut bekannte orte, wie dem bulgarischen kloster oder dem serbischen weindorf, erlauben den luxus die zeit anzuhalten. der tageslauf zieht an einem vorrüber aber man selbst ist nur in sich in bewegung, oder eben nicht. äußerer einfluß beschränkt sich auf nahrungsaufnahme als minimum der physischen eigenleistung.

diese entrückung ist, mit der benachrichtigung zu einer vor 1,5 jahren stattgefunden groundfoundig zur finanzierung eines bildbandes über ukrainische menschen im kriegsgeschehen, dann doch in frage gestellt worden.
daher möchte ich die parallelwelten, welche zum gleichen zeitpunkt auf der welt stattfinden, mit in den „belanglosen urlaub“ eines angestellten mit einarbeiten und die eindringlichkeit der bilder und geschichten kontrastierend der „nabelschauen des westens“ gegenüberstellen. somit ist in der diesjährigen bilderserie auszüge aus dem bildband zwischen meine eigenen fotos gestreut. die englischen texte sind parallel ins deutsche übersetzt.

…und zur gleichen zeit an einem weiteren, anderen ort…

Ukraine: Ein Fotograf im Krieg

dokumentarfilm mit dem fotografen Edward Karpov an der front in der ukraine.
es findet eine nähe zu den menschen statt, die in westlichen medien bisher fehlt.

„Der Film begleitet ukrainische Soldaten und Zivilisten aus der Perspektive eines Fotografen, der sich entschlossen hat, den modernen Krieg mit der ersten fotografischen Technik zu dokumentieren.

Die Verwendung einer Technik, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht, wirft die Frage nach der Absurdität und Zeitlosigkeit des Krieges auf.

Als die Menschen noch in einer primitiven Gesellschaft lebten, wurden Kriege um Vorräte und fruchtbares Land geführt. Mit der Entwicklung der Menschheit wuchs der Appetit, und es wurden verschiedene politische Gründe erfunden, um Gewalt zu rechtfertigen. Nach dem Auftauchen der ersten fotografischen Beweise konnte die Menschheit die begangenen Gräueltaten nicht länger ignorieren. Aber die Kriege haben keineswegs aufgehört. Diejenigen, die sie gestern begangen haben, verurteilen heute andere, um ihre Gewalt morgen zu rechtfertigen… Das Land, in dem ich geboren wurde, verschwand vor mehr als 30 Jahren von den Landkarten der Welt. Mein Mutterland zerbrach wie ein riesiger Spiegel in Scherben unterschiedlicher Größe. Alle Werte und Symbole sind mit ihm zusammengebrochen. Der Zweite Weltkrieg (Großer Vaterländischer Krieg) blieb die letzte „heilige Kuh“. Aber der gegenwärtige Krieg verwendet und zerstört alte Symbole. So wurde es für mich ein persönlicher Krieg. 

Ich beschloss, den aktuellen Krieg mit der ersten fotografischen Technik zu fotografieren. Damit wollte ich einen gewissen logischen Kreis schließen. Der erste dokumentierte Krieg war ja der Krimkrieg in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit Beginn dieses Krieges kaufte ich mir in Deutschland einen Ford Transit, verwandelte ihn in ein mobiles Labor und fuhr allein über mehrere Grenzen hinweg an die Frontlinie. Seit Beginn des Krieges wandere ich in der Ukraine hin und her, physisch und metaphysisch, durch die Zeit. Ich habe mich entschieden, einen „entscheidenden Moment“ zu opfern, um die Zeit auf einer zerbrechlichen Brille festzuhalten. Das Gesicht des letzten Krieges. Diese Serie wurde auf Klarglas-Ambrotypie im Format 8×10′ aufgenommen.“

ein anderes, genauso hochaktuelles, fotografisches projekt in israel von Edward Kaprov: Borderlines.Personalityes.Disorder / Grenzlinien – Persönlichkeitsstörungen
katalog als pdf

„Das „Altneuland“, Herzls utopischer Roman aus dem Jahr 1902, wurde zur komplizierten Realität des jüdischen Staates in der heutigen Zeit

So wenig Zeit zwischen der Utopie und ihrer Verwirklichung und doch eine so große Kluft zwischen Konzept und Realität.

Die Darstellung des Ortes, seiner Bewohner und die Frage nach der Zeit. Wanderungen entlang der Grenzen des Staates, der Linien, der Menschen und ihres Geisteszustandes. Ich erweitere die Grenzen und verschiebe die Zeitgrenzen. Ich versuche, Vergangenheit und Gegenwart einander gegenüberzustellen, indem ich eine fotografische Technik verwende, die auf die Anfangsjahre der Fotografie zurückgeht. Ich habe mich selbst auf die fotografische Suche begeben, ausgerüstet mit einer riesigen Kamera, einem Zelt und einigen Fläschchen mit Chemikalien. Ich will mein Publikum absichtlich verwirren, es dazu bringen, genauer hinzusehen – und zu erkennen, dass die scheinbar „alten“ Bilder in Wirklichkeit in unserer Zeit aufgenommen wurden. Die Leute mögen sich vorstellen, wie unsere „Zeitgenossen“ mehrere Generationen in der Zukunft gesehen werden könnten. Für mich ist das zweifellos Herzls „Altneuland“, und zwar mit fotografischen Mitteln. Dies ist die Utopie des Lichts.“

archivierte überlegungen zur vorbereitung der reise und deren planung:

…bei meinem lieblingsschrauber in leipzig und soll für die nächsten 5-8 jahre fit gemacht werden. das heißt neben normalen verschleißteilen auch nach lagern und simmeringen schauen, flüssigkeiten wechseln, vergaser ultraschallwasserbaden und synchronisieren, nach der steuerkett hören, federgabel neu befüllen und federn befühlen, vielleicht die kupplung ersetzen (ja da ist ein krümmer mit rostigen, verbackenen schrauben im weg) und so weiter. danach kann sie wieder auf einen parkplatz außerhalb von europa. nicht das es dort auch begnadete schrauber gäbe aber hier kommt man besser an ersatzteile heran und muß nicht auf die werkstatt warten wenn man die teile erst mitbringt. auch die verständigung über sinn und unsinn eines teiletauschs läßt sich auf deutsch doch besser erörtern (naja, eigentlich brauchst du das nicht machen, aber wenn dann doch viel staub und schlamm dahin kommt, dann geht es schnell…).
tomi hat auch schon den motor einmal in einzelteilen vor sich gehabt, nur um die getriebeausgangswelle tauschen zu können…
danach sollte sie mit 137.000km wie „neu“ sein.

 ja da murmele ich schon seit einiger zeit mit mir. mehr leistung im zwei-personen-betrieb, höhere steigleistung auf über 4.000m pässen durch einspritzung statt vergaser und die anderen technischen finessen einer africa twin aus dem 21. jahrhundert.
die kurze antwort ist: die fahrleistung ist eigentlich ausreichend für reisen, sie läßst sich einfach reparieren (oder durch abwesenheit von elektronik und katalysatoren ist nichts da zum kaputtgehen) und ein immer einzurechneder vollverlußt durch unfall, diebstahl oder staatliche regelungen ist besser zu verschmerzen.
eigentlich sollte sie schon 2018 deutschen tüv nie wieder sehen

2024 wohin geht es nun?

der 7.6.2024 ist in varna/bulgarien bei elena & rado gesetzt! danach eröffnet sich wieder viele optionen. 2023 hat gezeigt das corona keinen mehr interessiert! damit ist der „kleine plan“: türkei zwischen konya und hakkari die sichere bank oder, mit etwas zeitaufschlag, auch der iran wieder erreichbar! die einreisbedingungen sehen sehr gut aus und ein e-visa gibt es jetzt auch! mal sehen…

update 08/2023:
die „große“ variante mit iran und parken in jerewan (armenien) ist nach der „ethnischen“ bereinigung in bergkarabach und der auflösung der republik arzach zwar nicht vom tisch, aber macht den plan in dieser art etwas wackelig. in einem gut zusammenfassenden artikel (link) sind die weiteren pläne von aserbeidschan und  der türkei weitreichend aufgezeigt. der nächste streitpunkt wird der „Sangesur-Korridor“ sein, der aber die hauptstadt in einem militärischen konflikt nicht tangieren sollte.

update 10/2023:
ein neuer konflikt tut sich auf! die unversöhnlichkeit von palästina gegen israel / kolonialer westen gegen „historisches“ siedlungsgebiet / fundamentalisten gegen fundamentalisten!

tagesaktuelle nachrichtenblog vom engl. GUARDIAN international (link) m. automatischer deutscher übersetzung.
ein historischer abriß 1948-heute. mit der vorgeschichte ab osmanischem reich. was ist ein guerillia-krieg
ein aktuelles beispiel von eigenverständniss. philosoph slavoj žižek im interview nach kontrovers diskutierter rede zur eröffnung der buchmesse frankfurt (10/2023)

dieser verlauf kann durchaus auch auf die reispläne durchschlagen. mal sehen wer alles noch mitmischen will und zum falschen zeitpunkt etwas „falsches“ sagt, worüber sich die welt empört oder gewartet hat, um die nächste eskalationsstufe zu zünden. leider nimmt er die aufmerksamkeit auf den ukrainekonflikt weg, das entscheidend sein kann. die palästina/israel-krise ist allerdings so komplex, sodass wir wahrscheinlich, außer den steigenden kriegstotenverhältnisses und ein paar allgemeine verlautbarungen, nichts davon mitbekommen werden aber die bedeutung sehr weitreichend sein wird.

reiseplan

stand 11/2023 und update 02/2024:
der iran ist aus zeitlichen gründen leider raus. ob es eine gute entscheidung ist, wird sich mit zukünftigen einreisebedingungen zeigen („fahrt hin, solange es geht!“).

mit zügiger anreise (autozug prag-kosice) über die rumänische „transalpina“ (fagaraspass) bis zu elena und rado in varna (bg). dann mit etwas angezogener handbremse flott die nordtürkei bis im nord-osten bayburt kommt. danach eine sehr schöne nachfolgende strecke mit bemerkenswerten zeitgenössischem museum mitten in der pampa. ab da geht dann das bummeln los und ist die hauptreiseregion. in antalya fliegt sandra wahrscheinlich (mit einem direktflug anlaya-erfurt!) zurück. ab bodrum im süd/westen an der ägäis wird es dann wieder schnell. in ca. 5 tagen bin ich wieder mit dem motorrad in erfurt.
diese streckenplanung ist eher zum „erforschen“ von interessanten routen wie nebenstrassen, pässe, hochtäler oder sehenswertem orten. fix sind natürlich auch die bekannten lukullischen ziele z.b. yusufeli: fisch, mardin: türk. eis, gaziantep: baklava und überall frischen strassenimbiss (köfte, kebab, gözleme…). damit sind dann auch termine für autozug, flug (sandra, antalya-erfurt-direktflug!) und fähren ( tk-gr,tk-gr(2)/ gr-it) abschätzbar.
natürlich wird es auch wieder die live-tracking-karte geben, wenn es dann losgeht.

02/2024:
es kommt eben immer anders als man denkt. sandra hat die lust am reisen verloren und so werde ich wieder alleine unterwegs sein. etwas turbulent war es um die fährtermin und richtungen. nun geht es hin & zurück über die fährverbindung venedig-kos-bodrum (sensationell das man von venedig aus wieder fahren kann!). die verbindung für die letzten 2km zwischen kos-bodrum-kos sind aber noch nicht recharchierbar oder offizell (mit motorrad) nicht mehr buchbar. wie immer sollte sich das aber vor ort lösen lassen oder eben nicht (weiter mit plan-B).
Sie können mit Turyol, Sea Dreams und Akgunler Denizcilik auf der Fähre von Griechenland in die Türkei mit dem Auto, Motorrad, Wohnwagen oder Wohnmobil auf den Strecken von Mytilene nach Ayvalik, Kyrenia – Tasucu und Chios – Cesme reisen.“ (mist! falsche fährverbindung gebucht…)

vielleicht klappt es dieses jahr mit ein paar kilometern entlang des trans euro trail (violetter track in der karte unten). darauf habe ich schon lange lust, allerdings sind teile der strecken unvorhersehbar dicht an meinen fähigkeiten und eigentlich für leichtere motorräder gedacht.

04/2024:
die reiserichtung hat sich umgekehrt, bulgarien (treffen mit elena & rado) ist leider damit raus.
allerdings gibt es die autofähre kos-bodrum tatsächlich nicht mehr und somit umgebucht (erfolgreich!) piräus – chios und dann chios (gr) – cesme (tk). diese 30min oneway kostet fast genau so viel wie piräus – chios (8h)!
obwohl die türkische lira extrem schwach zum euro steht (ca. 320% inflation gegnüber ende 2022), sehe ich bei den aktuellen hotelpreisen einen extremen sprung (verdoppelung) der preise in euro nach oben. es sieht so aus, als ob die letzten drei individualtouristen in der türkei die familien der unterkünfte komplett finanzieren müssen.