„Doch die Wüste ist nie ganz leer und leblos. Den in Kiew geborenen und in Moskau aufgewachsenen Künstler und Ethnografen Igor Sawizki zog sie an. Er kam 1950 nach Nukus und blieb sein ganzes Leben. Die Hauptstadt der Teilrepublik Karakalpakstan innerhalb der Sowjetrepublik Usbekistan war weit weg vom wachsamen Auge Moskaus. Und so konnte Sawizki hier Kunst sammeln, die dem offiziellen Geschmack nicht entsprach, als formalistisch und antisowjetisch galt.“
trailer (2:31 min)
vollständiger film (deutscher untertitel 1:20 h)
vergleichbar überraschendes findet man im iran. eine erlesene sammlung von westlichen kunstschätzen die seit 1979 keiner mehr gesehen hat:
kurze reportage (deutsch 6:15min)
„Es ist die größte Sammlung zeitgenössischer Kunst außerhalb Europas und den USA. Ihr Aufenthaltsort: der Keller des zeitgenössischen Museums in Teheran, dem TMOCA. Kaum ein Iraner hat diesen Kunstschatz je sehen können, der vor 40 Jahren auf Initiative der damaligen iranischen Kaiserin Farah Diba erworben wurde. /…/ Damals wollte der Iran um jeden Preis Teil des Westens sein. Mit Petrodollars erkaufte man sich die Partnerschaft. Am Tag der Eröffnung des TMOCA, dem Geburtstag von Farah Diba, tanzten avantgardistische Performance-Künstler durch die spiralförmigen Gänge des Museums. Eine Elite zelebrierte die Moderne, ihr standen 45 Prozent Analphabeten im Land gegenüber. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde die nicht-islamische Kunst weggesperrt.“
vollständiger film (deutsch 52:05 min)
„Die Dokumentation von Natalie Amiri enthüllt den verborgenen Schatz, lässt die Beteiligten von Kamran Diba bis hin zum Fahrer seine Geschichte erzählen und zeigt bislang unveröffentlichtes Material von der Museumseröffnung 1977. Vorerst wird der Zuschauer nur durch den Film den Kunstschatz im Keller des Zeitgenössischen Museums zu sehen bekommen.“
„35 km östlich von Tiflis im Dorf Akhalsopeli hat sein Bewohner Temur Kunelauri ein privates Stalin-Museum. In seinem eigenen Haus sowie in seinem grünen und schönen Garten hat Kunelauri viele Porträts, mindestens 12 Büsten und Denkmäler von Stalin aufgestellt. Er hat auch ein „Mausoleum“ mit einer Stalin-Statue im Grab geschaffen, die mit roten Nelken und einem Kranz auf dem Kopf übersät ist. Um den Ort noch mehr zu genießen, schlage ich vor, dass Sie versuchen, so zu tun, als würden Sie Stalin bewundern und Temur wie in alten Zeiten als sowjetischen Genossen respektvoll begegnen, vermeiden Sie es, über Deportationen und negative Fakten über diesen Tyrannen zu sprechen, und versuchen Sie stattdessen, die sowjetische Zeitung Prawda zu zitieren einige propagandistische Mitarbeiter: wie Feinde des Proletariats“
naja, respekt reicht. unabhängig davon ist man ein wenig darauf angewiesen ob es herr kunelauri recht ist sein gast zu sein. dieser ort ist nur sehr wenigen bekannt und es ist mit bestimmtheit kein tourist an zu treffen. lohnenswert ist es auf jeden fall!
zur bildergalerie klicke auf das bild oder folge dem link
…auf keine fall dürfen die „raumschiffe der toten“ fehlen. dazu gibt es eine eigene themenseite (link oder klick auf foto)
zur spomenik-bildergalerie link oder klick auf untenstehendes foto
„Künstler und die sozialistische Vergangenheit Kunst der Verdrängung – Kurzfilm (Litauen 2019)
Im Jahre 2019 jährt sich der Mauerfall zum dreißigsten Mal. Die ehemaligen Länder des Ostblocks entwickeln sich sehr unterschiedlich, aber überall wird die Erinnerung an den Kommunismus eher verdrängt, umgedeutet, abgelegt. Ganz anders die Künstler, sie setzen sich mit dem sozialistischen Erbe auseinander, loten die Verletzungen und Verdrängungen aus, spüren den verlorenen Sehnsüchten nach und spiegeln damit auch die Vielfalt der Umwandlungsprozesse in ihren Heimatländern.“
filmdownload über direkten link
ein roman und ein tatsächlicher ort/museum
Orhan Pamuk kam auf die Idee, eine fiktive Geschichte über das Haus zu schreiben, an dem er jeden Tag vorbeiging, als er seine kleine Tochter zur Schule brachte. Dann kaufte er dieses Eckhaus in Çukurcuma und begann zu schreiben.
In der Eingangshalle des Museums werden die Besucher mit einer Wand konfrontiert, die mit 4213 Zigarettenstummel bedeckt ist, die Füsun rauchte. Die 83 Vitrinen im Museum entsprechen der Anzahl der Kapitel im Buch. Im ersten und zweiten Stock sind Alltagsgegenstände wie Ohrringe, Damenschuhe, Lippenstifte, Taschentücher, Streichholzschachteln, leere Flakons, Fotografien, Werbeplakate, Gläser, Rakıflaschen, ein Vogelkäfig, eine Wanduhr in Schaukästen zu sehen. Oben in der Dachkammer befindet sich Kemals Zimmer, in dem er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, dazu Pamuks Manuskripte und seine Entwürfe für das Museum.
In einem Interview sagte Orhan Pamuk: „Es macht mich glücklich, dass Das Museum der Unschuld, der Roman, an dem ich die letzten sechs Jahre gearbeitet habe, etwa gleichzeitig in der Türkei und in Deutschland veröffentlicht wird.
Dieser Roman hat mich viel Mühe gekostet. Ich freue mich, dass er nun fertig ist. Er beinhaltet alles, was ich im Leben kennengelernt und gesehen habe. Mit Leben meine ich das Leben in Istanbul, in meiner Ecke der Welt. Es dreht sich um die Menschen und Straßen, die mir am meisten vertraut sind. Diese Vorstellung macht mich glücklich. Und dass deutsche Leser in ihrer Phantasie diese Straßen hinunterlaufen werden, finde ich aufregend.“ …mehr
ausschnitt des hörbuchs „museum der unschuld“ 1. kapitel (3:49min):
eine aktuelle (6.10.2023-7.4.2024) ausstellung „trost der dinge“ ist in dresden zu sehen, in der pamuk, neben stücken aus dem istanbuler museum, mit sujets aus der sächsischen kunstsammlung dresden „alte meister“ arbeitete und zu neuen dioramen weiterentwickelte.
die technik des tableau, ästhetisierte verästelte codierungen, ist selten anzutreffen und ist z.b. auch bei Sergei Paradschanows film „Die Farbe des Granatapfels“ und ebenso in dioramen in ihm gewidmeten museum in jerevan zu sehen.
im film werden viele, häufig ausschließlich armenische anthologienen mit religösen oder nationaler bedeutung so eingewoben, dass schon ein kostüm oder haltung ausreicht, um sich verständlich zu machen. außenstehende des kulturkreises fällt es häufig schwer, den verborgenen erzählungen zu folgen, aber der schönheit der bilder entgeht man nicht.
Die Farbe des Granatapfels / The Colour of Pomegranates
surrealistischer, armenischer film 1969 von Sergei Paradschanow
(link info wiki / porträtfilm link / link trailer / link film UT DE mp4 / link film UT EN youtube / link dokumentation „The World is a Window: Making The Colour of Pomegranates“ / link kaufen – restaurierte limitierte edition)
trailer von „die frabe des granatapfels“
kompletter film (OmU de)
Schatten vergessener Ahnen / Shadows of Forgotten Ancestors / Feuerpferde
erster großer Film von 1965 unter der Regie von Sergei Paradschanow. Grundlage für den Film war der gleichnamige Roman von Mychajlo Kozjubynskyj. Es war Paradschanows durchbruch der ihm internationale Anerkennung für seine visuelle Intensität brachte.
(link info wiki / link film)
„Auf der Suche nach der versiegelten Zeit
Materialitäten des Poetischen in Sergej Paradschanows »Schatten vergessener Ahnen« und ihr bildungspolitischer Kontext
von Adrianna Hlukhovych
>…Worin besteht das Wesen der Autorenfilmkunst? In einem bestimmten Sinne könnte man
sie als ein Modellieren der Zeit bezeichnen. Ähnlich wie ein Bildhauer in seinem Innern
die Umrisse seiner künftigen Plastik erahnt und entsprechend alles Überflüssige aus dem
Marmorblock herausmeißelt, entfernt auch der Filmkünstler aus dem riesengroßen, un-
gegliederten Komplex der Lebensfakten alles Unnötige und bewahrt nur das, was ein Ele-
ment seines künftigen Films, ein unabdingbares Moment des künstlerischen Gesamtbildes
werden soll.<
Tarkowskij“