was ist reisen?

„Eine Reise […] belebt, berichtigt, belehrt und bildet“,
schrieb johann wolfgang von goethe 1797 an friedrich schiller

„Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“
Hans-Magnus Enzensberger

über „das reisen“ siniere ich schon länger und finde in all den kulturhistorischen und philosophischen ansetzen keine befriedigende antwort. im besten falle könnte es naive neugier sein, im mittelfeld liegt flucht vor einem selbst, seinem dasein und im schlechtesten fall kapitalistische/missionarische inbesitznahme. reicht es, neugier einfach als menschliche natur zu verstehen, das wäre mir irgendwie abschließend zu wenig…

über die demut des reisens fernab gängiger gesellschaftlicher debaten ist es mittlerweile schwer nachzudenken. viele begriffe sind mehrfach besetzt, vermeintliche deutungshoheiten haben häufig wenig mit der stattfindenden realität zu tun.

manchmal wird man mit seiner fragestellung nicht allein gelassen. so zum beispiel 2022 in bulgarien in einem kloster.
vorausschickend sollte erwähnt werden, dass die klöster die bulgarische kultur durch die osmanische zeit gebracht haben und so essenzieller bestandteil der nationalen indentität sind.
viele ordenshäuser sind noch teil des aktiven klosterlebens, auch wenn es häufig nur sehr wenige personen sind. die anlagen sind aber allen zugänglich und werden bewirtschaftet und gepflegt.

in einem wurde ich nun, in guten englisch von einer 80jährigen ordensschwester(?), auf den zweck der anlage streng hingewiesen und nach einem überraschenden gespräch hinauskomplimentiert. bei der nachträglichen übersetzung des ausliegenden textes wurde die situation um einiges klarer.
auch mal gut das die konkrete ansprache der touristischen höflichkeit und differenziertheit weicht.

Übersetzung:
Aus welchen Gründen sollten oder können Christen den Klosterbesuch unternehmen:

1. Für die Anbetung:
um die dortigen Altäre anzubeten und vor ihnen für alle Bedürfnisse ihrer oder ihrer Angehörigen zu beten.
Hier gibt es eine Kirche aus dem Ende des Zweiten Bulgarischen Königreichs, eine alte Ikone des Heiligen Propheten Elia, eine Kopie der wunderbaren Ikone der Heiligen Anna mit dem Kind, Salböle aus den Reliquien der Heiligen Matrona von Moskau, St. Nectarius von Ägina, St. Elizabeth und Barbara, St. Seraphim von Sofia und etc.

2. Zur Beratung:
wenn sie Fragen zu unserem Glauben haben oder sich über einige ihrer Schwierigkeiten oder Verwirrungen beraten lassen wollen.

3. Arbeit leisten:
Hilfe bei den Klosterarbeiten (Mähen, Holz schneiden, Kehren usw.) als Geschenk, um für Gesundheit oder andere Bedürfnisse zu bitten.

4. An den Abendgottesdiensten teilnehmen:
2-3 Tage (nur in den warmen Monaten) in Fasten und Gebet verweilen zu können, die Reue vertiefen und, wenn sich die Gelegenheit bietet, beichten und das Abendmahl empfangen.

Es ist nicht angemessen, ein Kloster nur zum Sightseeing oder Spazierengehen zu besuchen. Außer, wenn es zu einer Entscheidung über den Wiedereinstieg oder die Taufe geht.

Und lasst uns hier alles zu Ehren Gottes und zu unserem Heil tun! Amen!

2020 die erzwungene reisepause durch corona führt auch bei mir wieder zu mehr aufmerksamkeit. wie für viele fühlt sich „normalität“ wie neuland an. es ist auch für mich eine chance die dinge wieder „neu“ zu sehen – ich freue mich darauf und bin sehr dankbar „dafür“!

2021 nach fast 2 jahren, sich sehr rasch wechselnder verhaltens- und reisebedingungen, konzentriert man sich immer mehr auf details und die vorher angetroffene vertrautheit wird häufig durch argwohn getauscht.

2022 nun ist auch der argwohn wieder verflogen und man begegnet sich wieder wie zuvor. die unlust, die repressionen mit sich bringen, mündet nach aufhebung der bestimmungen in die gleiche normalität wie vor corona.
die zurückgewonnene normalität lässt aber auch die wahrnehmung von verlust und achtsamkeit schnell wieder vergessen.

 

im folgenden eine sammlung von betrachtungen:

kürzlich entdeckt und ein erster text mit der tatsächlichen frage „was ist reisen“ –
„Der stumpfste, phantasieloseste unter allen Menschen muß der Globetrotter sein.“:

Reisen

Es scheint, daß nur Menschen reisen. Tiere jedoch ziehen und wandern auch und legen ungeheuere Strecken zurück. Aber nicht zu ihrem Vergnügen.

Schwalben, Störche, Wildgänse und dergleichen modern ausgerüstete Touristen haben es dabei verhältnismäßig leicht. Aber da gibt es im Raxgebiet eine Schneckenart, die aus dem Kaukasus eingewandert ist! Das sind ganz kleine Schnecken, die aus dem Kaukasus direkt nach Reichenau kamen. Jahrtausendelang müssen sie gewandert sein. Generation nach Generation ist unterwegs gestorben. Aber weiter, weiter! hieß es, mit den dunklen Legenden einer Urheimat und den Träumen der gelobten Rax im Herzen.

Tiere wandern unter dem Zwang des Naturgesetzes dem Licht, der Wärme und der Nahrung nach, wie Schlingpflanzen an unsichtbaren Stauden. Und auch Menschen, die in Geschäften reisen, und sei es rund um die Erde, sind nur solche Schlingpflanzen.

Aber in Freiheit reisen, aus bloßer Neugierde reisen und sei es nur eine Meile weit, bedeutet etwas Ungeheueres: Rebellion gegen die Natur, autonom gewordenes Menschentum außerhalb des Gesetzes. Es wird einem schwindlig, wenn man es bedenkt. (Ein Glück, daß Hochtouristen dies selten tun.) Denn jetzt erst hat man seine Wurzel aus dem Boden gerissen, sich locker gemacht, losgelöst, gegenübergestellt. Man könnte fast Angst bekommen, daß der rollende Erdball einen abwirft, wie das Wagenrad den Straßenkot.

Wenn einer in Geschäften reist, kommt er nicht weit. Er kommt überhaupt nicht in die Fremde, denn er bleibt eingeschlossen in seinen organischen Lebensprozeß. Seine Reisen bleiben externe Funktionen seiner Ernährung, wobei zwischen der Verdauungsarbeit seiner Gedärme und seiner Ozeanfahrt kein prinzipieller Unterschied ist.

Reist man aber frei, reist man aus sich heraus, dann wird schon der Bahnhof, was er für uns in unserer Kindheit war: mystischer Hafen der Abenteuer und des Schicksals. Wir spüren den süßen Kohlenduft der Ferne, und mit roten Lampen winkt uns das Unbekannte. Wir schauen den Kondukteur mit bangem Vertrauen wie einst den alten Pfarrer an. Er ist nicht nur Staatsangestellter, sondern auch Wärter unseres Schicksals. Vielleicht ein Wissender. Reisegefährten werden zu Schicksalsgefährten, und man spricht mit ihnen.

Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob man wirklich weit weg in unbekannte Fremde fährt. Dieser Zustand des Reisens ist ein innerer Zustand. Man verhält sich anders zur Außenwelt. Man hat die Scheuklappen der vorgesteckten Ziele abgeworfen und die Gesetzesbande der Notwendigkeit. Man hat sich entblößt vor Zufall und Möglichkeit, in verliebter Sehnsucht. Denn Reisen heißt sich darbieten. Nicht, indem man die Welt an sich herankommen läßt. Man müßte dabei gar nicht aus dem Zimmer gehen.

Es gibt Glückliche, die ihr ganzes Leben auf Reisen verbringen, ohne die Stadt zu verlassen. Man nennt sie Dichter. Von Cervantes bis Fritz Reuter wissen wir von manchen, die, lange Jahre in eine Zelle gesperrt, alle Tage eine Fülle von Abenteuern erlebten. Vielleicht müßte man gar nicht aus dem Zimmer gehen?

Menschen, die nicht die Vitalität aufbringen, über jede Stunde wie über ein neues Wunder zu staunen, brauchen den äußeren Reiz, die Injektionen der Reiseeindrücke, um nicht einzuschlafen. Der stumpfste, phantasieloseste unter allen Menschen muß der Globetrotter sein.

Doch eines ist da, scheint mir, was man nicht erleben kann, ohne wegzufahren, und ist doch das tiefste und süßeste aller Erlebnisse: das Heimweh. Denn wo ist man zu Hause? Nicht un- bedingt dort, wo man wohnt. Und kein Wohlbehagen zeigt es uns an. Nur dieses Weh. Wer es nicht kennt, hat keine Heimat. Vielleicht fährt man manchmal nur fort, um im Heimweh eine Heimat zu erleben?

Und wem dies nicht gelingt, der denkt sich: Bist du ein Fremdling, so tust du gut daran, weiter zu wandern, um Distanz zu behalten. Denn das Gemüt ist klebrig, und leicht entsteht die Lüge einer Scheinheimat.

Wandere weiter und bleibe fremd.

rezession zum verlegten band „ein baedeker der seele und andere feuilletons“ 1920-1926

eine interpretation der ferne ist die abgeschiedenheit (aus den traktat „über die abgeschiedenheit“ von meister eckhart):

„Die Meister loben auch die Demut vor vielen andern Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit vor aller Demut, und zwar darum. Die Demut kann ohne die Abgeschiedenheit bleiben; dagegen gibt es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut. Denn vollkommene Demut zielt auf ein Vernichten seiner selbst; nun berührt sich aber die Abgeschiedenheit so nahe mit dem Nichts, dass zwischen ihr und dem Nichts kein Ding mehr sein kann. Daher kann es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne Demut geben, und zwei Tugenden sind immer besser als eine. Der andere Grund, warum ich die Abgeschiedenheit der Demut vorziehe, ist das, dass die vollkommene Demut sich selbst unter alle Kreaturen beugt, und eben damit begibt sich der Mensch aus sich selbst zu den Kreaturen. Aber die Abgeschiedenheit bleibt in sich selbst. Nun aber kann kein Hinausgehen jemals so hoch stehen wie das Darinbleiben in sich selbst. Die vollkommene Abgeschiedenheit achtet auf nichts und neigt sich weder unter noch über eine Kreatur: sie will nicht unten noch oben sein; sie will so für sich selbst verharren, niemand zu Lieb und niemand zu Leid, und will weder Gleichheit noch Ungleichheit, noch dies noch das mit irgend einer Kreatur gemein haben, sie will nichts anderes als allein sein. Daher werden keinerlei Dinge von ihr belästigt.

 

Ich ziehe auch die Abgeschiedenheit allem Mitleid vor, denn das Mitleid ist nichts anderes, als dass der Mensch aus sich selbst heraus zu den Gebresten seines Mitmenschen geht und davon sein Herz betrüben lässt. Dessen steht die Abgeschiedenheit ledig und bleibt in sich selbst und lässt sich durch nichts betrüben. Kurz gesagt: wenn ich alle Tugenden betrachte, so finde ich keine so ganz ohne Fehler und so zu Gott führend wie die Abgeschiedenheit. …“

von der anderen seite kommt die betrachtung der ferne durch allgegenwärtige bildefluten. sehnsuchtsorte: „alle haben schon mal gesagt: hier ist es wie im film“  …mehr (dissertation über einflüsse von filmen auf die reisemotivation, raumwahrnehmung und imagebildung von Stefan Siehl)

aus der zusammenfassung: „… Mit Filmen können sich unsere touristischen Erwartungen, die kulturräumlichen Vorstellungen und Images von Ländern oder Völkern verändern. Raumwahrnehmungen und Emotionen aus der realen als auch medialen Welt vermischen sich und formen letztlich unsere Weltbilder der Moderne. Gut ge-machte Filme wirken wie Katalysatoren unserer Raumvorstellungen und Wünsche. Über die kunstvolle Magie der filmischen Darstellung und außergewöhnlichen Drehorten ziehen sie uns in ihren Bann, ins-besondere wenn sie einen Bezug zu unseren Sehnsüchten haben, wie Reisefilme bei Backpackern. Auch wenn sie dem Reiseerlebnis sehr nahe kommen, können sie dennoch die Reiseerfahrung nicht ersetzen. Der imaginären Geographie kommt letztlich eine immense Bedeutung zu, denn das moderne Reisen als auch unsere Weltbilder sind entscheidend durch filmische Phantasien geprägt. …“

um keinen missverständnissen aufzusitzen, das ist die basis der beobachtungen der ich unterwegs häufig begegnet bin:
artikel aus tagespiegel „Auch du kannst ein Abenteurer sein, wenn du unsere Jacke anziehst!“
artikel aus welt.de (läßt sich auch gerne auf westeuropäer im osten anwenden): „Viele sind überzeugt, dass wir ohnehin alles bei uns in den USA haben: tolle Millionenstädte, einsame Seen und Wälder. Warum also wegfahren?“

oder auch gegenwärtig anzutreffende kommentare wie von zeiten heinrich heine seiner „reisebilder“ von 1822 bis 1828. sie klingen sehr kolonial und unempathisch, spiegeln aber auf besonders verständliche weise den konflikt zwischen eigenen „(sozialen)werten“ und vorgefundenem.
das hat sich heute nicht wirklich geändert, auch wenn man sich als besonders „achtsamer“ und aufgeschlossener reisender hält. frage ich lange genug bei getroffenen reisenden nach ihren erlebnissen so kommt füher oder später solch ein text. schweigen ist eben der deutschen nicht größte tugend:

sind schön, heiter, ehrlich, brav, und von unergründlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können. Auch eine edle Rasse möchte ich sie nennen, weil sie sich in ihren Nahrungsmitteln sehr wählig und in ihren Gewöhnungen sehr reinlich zeigen; nur fehlt ihnen ganz und gar das Gefühl von der Würde der Persönlichkeit. Der Tiroler hat eine Sorte von lächelndem humoristischen Servilismus, der fast eine ironische Färbung trägt, aber doch grundehrlich gemeint ist. Die Frauenzimmer in Tirol begrüßen dich so zuvorkommend freundlich, die Männer drücken dir so derb die Hand, und gebärden sich dabei so putzig herzlich, daß du fast glauben solltest, sie behandelten dich wie einen nahen Verwandten, wenigstens wie ihresgleichen; aber weit gefehlt, sie verlieren dabei nie aus dem Gedächtnis, daß sie nur gemeine Leute sind, und daß du ein vornehmer Herr bist, der es gewiß gern sieht, wenn gemeine Leute ohne Blödigkeit sich zu ihm herauflassen. Und darin haben sie einen naturrichtigen Instinkt; die starrsten Aristokraten sind froh, wenn sie Gelegenheit finden zur Herablassung, denn dadurch eben fühlen sie, wie hoch sie gestellt sind. Zu Hause üben die Tiroler diesen Servilismus gratis, in der Fremde suchen sie auch noch dadurch zu lukrieren. Sie geben ihre Persönlichkeit preis, ihre Nationalität. Diese bunten Deckenverkäufer, diese muntern Tiroler Bua, die wir in ihrem Nationalkostüm herumwandern sehen, lassen gern ein Späßchen mit sich treiben, aber du mußt ihnen auch etwas abkaufen. Jene Geschwister Rainer, die in England gewesen, haben es noch besser verstanden, und sie hatten noch obendrein einen guten Ratgeber, der den Geist der englischen Nobility gut kannte. Daher ihre gute Aufnahme im Foyer der europäischen Aristokratie, in the west-end of the town. Als ich vorigen Sommer in den glänzenden Konzertsälen der Londoner fashionablen Welt diese Tiroler Sänger, gekleidet in ihre heimatliche Volkstracht, das Schaugerüst betreten sah, und von da herab jene Lieder hörte, die in den Tiroler Alpen so naiv und fromm gejodelt werden, und uns auch ins norddeutsche Herz so lieblich hinabklingen – da verzerrte sich alles in meiner Seele zu bitterem Unmut, das gefällige Lächeln vornehmer Lippen stach mich wie Schlangen, es war mir, als sähe ich die Keuschheit des deutschen Wortes aufs roheste beleidigt, und die süßesten Mysterien des deutschen Gemütlebens vor fremdem Pöbel profaniert. Ich habe nicht mitklatschen können …«

zwischenstand:

Albert Einstein: „Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.“

wieviel differenzierung/bemühung/kasteiung/ernsthaftigkeit kann/muß in einer reise/urlaub eines selbstreferenzellen, westeuropazentrierten und satten angestellten stattfinden?

BÉLA BALÁZS: „Der stumpfste, phantasieloseste unter allen Menschen muß der Globetrotter sein.“

wieviel respekt ist, sich selbst und anderen gegenüber, notwendig vor all aber dem eigenen tuen in der ferne?
meines erachtens sind kulturelle subtexte in gesten, sprache und selbstverständlichkeiten (sozialisation) der schlüssel zum gegenseitigen erkennen. erst dann kann zurückhaltung als höflichkeit oder mißachtung verstanden werden.
das unterscheidet die kommunikation der inländer und der des reisenden essenziell. die bemühung so nahe wie möglich da heranzukommen ist aber eben nicht nur eine frage der beobachtung.
am ende entscheiden man sich leider, ob man will oder nicht, häufig für ein reflexhaftes narrativ zwischen „ich habe gebucht und will mich nur entspannen“ und „ich teile mein letztes brot/geld mit dem schäfer am wegesrand“. der benefit bei all dem sollte aber nie einseitig sein…

weitere bemerkenswerte beispiele:

klaus kinski in einem interview zu seinem bühnenprogramm „jesus christus erlöser“

 

vollständiges programm „jesus christus erlöser“

…wie funktioniert eine gesellschaft die solche sozialisierten situationen hervorbringt…

 

Kultur und Kognition: Wie und warum Asiaten anders denken als westliche Kulturangehörigevollständige präsentation als pdf

aus nzz 6.4.2022: „Es kam mit dem Begriff Osteuropa im öffentlichen Raum auf, Mitte des 18. Jahrhunderts, als auf der mentalen Landkarte Europas «Ost» und «West» an die Stelle der früheren Teilung in Nord und Süd traten.“ vollständiger text als pdf

wenn auch der text aus einem anderen zusammenhang stammt, bin ich über diese textstelle gestolpert

 

„Die Kirche und Religion verlieren an Bedeutung in der Lebensgestaltung,
dagegen steigt die Zahl an alleinerziehenden Elternteilen und die Arbeitslosigkeit. Dies
führt zu völlig individuellen Lebensmustern, in denen die Verantwortung für das eigene
Scheitern oder den Erfolg drastisch zunimmt. Dieser Anstieg an Freiheiten in der
Lebensgestaltung führt jedoch ein auseinanderdriften der Gesellschaft mit sich. Diese
Tendenz sieht der Bielefelder Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer als Auslöser
für Kriminalität und Gewalt an, wobei er eine Kette von Ursachen und Wirkungen zu
dieser Thematik aufstellte:
– Je mehr Freiheit, desto weniger Gleichheit;
– je weniger Gleichheit, desto mehr Konkurrenz;
– je mehr Konkurrenz, desto weniger Solidarität;
– je weniger Solidarität, desto mehr Vereinzelung;
– je mehr Vereinzelung, desto weniger soziale Einbindung;
– je weniger soziale Einbindung, desto mehr rücksichtslose Durchsetzung.
(Frevel 1999: Kriminalität, S. 80-82)“ originaltext pdf

…der frage nachzusinnen, wann hat man aufgehört nach „vollkommenheit“ in einem (künstlerischen)werk zu streben und sich mit „neuem“ zufrieden zu geben…
zum artikel

vorläufiges fazit:

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben. Alexander von Humboldt

eines kann ich aber schon mit gewissheit sagen: überall auf der welt wird gegessen, geschlafen und geliebt, darin ist die (menschen)weltbevölkerung sich ähnlicher als man es sich vom sofa/westeuropäischen wertesystem aus denkt und eine kommunikation, selbst mit händen und füßen, häufig zum unerwarteten „guten“ ziel führt.

die überlegungen hierzu sind mit sicherheit nicht abgeschlossen…

ein interessanter und bisher nicht beleuchteter aspekt ist die wissenschaftliche optimierung des reiseerlebnisses. wie holt man aus seiner reise das „meiste“ für sich raus! diese betrachtung ist eher dem selbstoptimierungsgedanken geschuldet aber berührt auch die „zufriedenheit“ mit einer reise und deren psychologischen zusammenhänge.

„Ferienglück ist planbar: Die 9 besten Erkenntnisse aus der Wissenschaft
Was die Wissenschaft über perfekte Ferien weiss: Tagträume
vermeiden, wenig fotografieren und abbrechen, wenn es
gerade am schönsten ist“ 
...mehr link zum artikel

ebenfalls im kontex ist die zukunft von texten und deren rezeption:
„ChatGPT und seine Folgen“ ein ausfühlicher artikel von dem schriftsteller vlemens j. setz aus dem standard 07/2025